02.06.2009 - Roots-Blues mit dem stampfenden Waschzuber-Bass
Schöppingen - Der große Bonamassa ist zwar schon wieder weg, aber das Bilderbuchwetter und die tolle Atmosphäre sind geblieben. Als Khalif „Walilin“ Walter den zweiten Festivaltag eröffnet, sind die Fans noch ein bisschen müde, aber davon lässt sich der Boogie-Blues-Gitarrist nicht beeindrucken. Als er deutsche Zeilen in seine englischen Texte einfließen lässt, merkt das Publikum hörbar auf. Und weil sich viele noch auf der Wiese räkeln, lässt Walter sein Bandtrio kurzerhand auf der Bühne alleine. Mit Gitarre und Mikrofon präsentiert er eine Nummer inmitten der Zuhörer, die schnell einen Ring um ihn bilden, klatschen und mitsingen. Das Festival läuft.
Layla Zoe hat andere Mittel, Augen und Ohren auf sich zu ziehen. Die Show der Sängerin, die für das Festival extra aus Kanada eingeflogen wurde, besticht durch Zoes gewaltige Stimme und ihre Bühnenpräsenz. Die Blueslady mit dem feuerroten Haar flirtet mit dem Publikum genauso wie mit den Musikern von „Five Live“. Henrik Freischladers Quintett begleitet die Kanadierin, die ohne Band angereist ist. Der tolle Auftritt und das harmonische Zusammenspiel lassen aber nicht ahnen, dass die sechs zuvor nur per E-Mail in Kontakt standen.
Auf Zoes heiße Show folgen die coolen Riffs des Texaners Van Wilks. Mit Bass und Schlagzeug im Rücken lässt die Gitarrengröße ihrem Spiel freien Lauf. Wilks Finger tanzen förmlich über den Gitarrenhals, den er auch mal am Mikroständer reibt oder mit dem Slide bearbeitet. Er benutzt das Glasröhrchen aber ganz unkonventionell als Plektrum, was wiederum die Fans verblüfft und begeistert. Unter denen steigt die Zahl der Luftgitarren-Spieler während Wilks Auftritt deutlich.
Einen Dank an alle fleißigen Helfer, „von der Anglerjugend bis zum Motoradclub“, schickt Richard Hölscher vom Kulturring Schöppingen voraus, ehe er die Zuhörer „auf eine Reise zum Chillen mit Beth Hart“ einlädt. Die Kalifornierin singt von Liebe in allen Aggregatzuständen, nur begleitet von ihrem Pianospiel und der Akustikgitarre von Jon Nichols. Ihr Auftritt ist gefühlvoll im wahrsten Sinne, aber keineswegs eine ruhige Nummer. Hart entpuppt sich nämlich ein reines Energiebündel: Obwohl sie im Sitzen singt, ist ihr Körper ständig in Bewegung.
Im Vergleich dazu ruht „Iron Man“ Michael Burks ganz in sich. Doch seine Musik ist wie ein Wirbelsturm: Während Schlagzeug (Chuck Lowden) und Bass (John Davies) den rhythmischen Felsen formen, liefert Burks gemeinsam mit Wayne Sharp an der Orgel die stürmische Brandung. Dieser Auftritt ist der musikalische Höhepunkt des Abends.
Für das Party-Highlight sorgen abschließend „Stinky Lou & the goon mat“. Ihr Roots-Blues mit dem stampfenden Waschzuber-Bass sorgt bis in den Pfingstmontag hinein für beste Feierstimmung.
Fazit: Das erste zweitägige Bluesfestival Schöppingen war für Musiker, Publikum und Veranstalter gleichermaßen ein voller Erfolg und ein tolles Erlebnis!
Quelle: Westfälische Nachrichten