Sexy Blues-Festival
Von Heiko Ostendorf am 24.05.2010 19:09 Uhr
SCHÖPPINGEN Das 19. Schöppinger Bluesfestival war ein voller Erfolg. Nicht nur musikalilsch. Es war auch enorm sexy.
Wenn sich die ganze Welt für ein Wochenende im kleinen Schöppingen versammelt, wird das sonst eher verschlafene Örtchen zum Mittelpunkt der Blues-Szene. Wohnmobile aus ganz Deutschland parken auf dem Campingplatz, 12-Takt-Fans aus der ganzen Welt haben ihre Zelte aufgeschlagen. Und die Macher des Blues-Festivals sind auch diesmal bei der 19. Auflage an Pfingsten ihrem guten Ruf gerecht geworden, indem sie wieder ein gutes Händchen bei der Auswahl der Bands bewiesen.
Rotzig und rau
Bereits am Samstag dröhnte Eric Sardinas’ rotzig rauer Gitarrensound und seine rockige Stimme über das Festivalgelände. Der überzeugte Schlapphutträger begeisterte aber auch mit ausgiebigen und eindrucksvollen Akustiksets. Bei Namen wie Mark Selby, dem Hitsongschreiber und Bluesmultitalent aus den USA, und Blues-Award-Gewinner Tommy Castro schlug das Blues-Herz schnell ein paar Beats per Minute schneller – aber immer brav im Viervierteltakt versteht sich.
Goldener Flirt
Für wen Blues nur die langweilige Abfolge von drei Akkorden ist, der konnte spätestens am Sonntag eines Besseren belehrt werden. Roach, Sängerin bei der Formation Cafe R&B aus Los Angeles, tobte von der ersten Note an wie eine Besessene über die Bühne. Und das in Stilettos! Sprünge wie einst von James Brown meisterte sie genauso sicher wie ihre in ungeahnte Höhen vordringenden Melodien. Dabei wackelte sie gerne mit ihrem in ein goldenes Kleid gehüllten Gesäß von den Linsen der Fotografen und flirtete mit dem gesamten männlichen Publikum.
Mit Jason Ricci betrat im punkigen Outfit aus Zebrajeans und freizügigem T-Shirt der Paradiesvogel des Blues die Bühne. Der brauchte anfangs keine Worte, schnappte sich seine Mundharmonika und improvisierte quer durch die Pentatoniken, begleitet von seiner Band New Blood. Dabei entlockte er seinem Instrument verzerrte E-Gitarren-Sounds und Synthesizer-Klänge: Ein grandioses Finish zweier großartiger Bluestage.
Quelle: Münsterische Zeitung