Tarantel-Rock und Polka-Takt

Schöppingen - Die Männer im Publikum schnappen noch nach Luft. Gerade ist Dorota Popolski (Iva Zalac) auf der Bühne erschienen: Erotik auf zwei Beinen, eingehüllt in ein hautenges, rotes Paillettenkleid. Mit Blicken und Beinen macht die Sängerin die Jungs in der Alten Druckerei ganz wuschig. Weil aber jeder in der Familie Popolski ein Superstar ist, lässt der nächste Höhepunkt nicht lange auf sich warten: Gitarrist Mirek Popolski (Mirko van Stiphaut) präsentiert seine dreihalsige Stratocaster-Gitarre, an der er sich sogleich zum Gitarren-Gott aufschwingt.

Eigentlich als Open-Air-Konzert geplant, mussten die Veranstalter „Rock am Bad“ kurzerhand in die Halle verlegen. Angesichts der Wassermassen, die am Wochenende übers Münsterland geschwemmt sind, eine weise Entscheidung. Und der Stimmung tat das keinen Abbruch. Dafür sorgte das großartige Line-up des Abends ebenso wie das feierfreudige Publikum.

„Guitar Crasha“ bringen die Zuhörer auf Betriebstemperatur. Mit Blues- und Rockklassikern lösen die spielfreudigen Schöppinger erste Jubelwellen aus. Den Spaß sieht man den sechs Lokalmatadoren von der ersten bis zur letzten Nummer an.

Mit dem Quartett um Tito Larriva wird es bald heiß in der Halle. Tito and Tarantula spielen aktuelle Songs und Klassiker wie „Torn to pieces“ und „Flor de mal“. In der Mitte des Gigs holt Larriva sich kurzerhand die Fans aus der ersten Reihe auf die Bühne. Die Band steht jetzt mitten in der Partygemeinde. Die Stimmung steigt und erreicht mit dem letzten Song der Band, „La bamba“, einen vorläufigen Höhepunkt.

„Der Familie Popolski“ setzt mit seiner Show bald noch einige drauf. Angefangen beim witzigen pseudo-polnischen Akzent der Pops: Immer wieder spricht Pavel Popolski (Achim Hagemann) vom „schonen, historischen Schoppingen“ und hatte damit die Lacher auf seiner Seite. Grandios auch die zwei Gesichter des Bassisten Janusz (Martin Ziaja), der von seiner Verwandtschaft wiederholt in die Ecke und in den Schatten geschickt wird, weil er sich mit seiner Schüchternheit förmlich selbst im Weg steht. Doch nach einer halben Flasche Wodka taut der jüngste Popolski so richtig auf und legt mit „Cherry, cherry lady“ einen knallharten Rap auf die Bühne - inklusive Striptease, bei dem er seinen knackigen Oberkörper präsentiert. Das Publikum in der Halle tobt, allen voran nun die Damen.

Neben ihrem Talent für Komik beweisen die Popolskis nicht zuletzt ihr musikalisches Können: Die neunköpfige Band hat einige Multi-Instrumentalisten in ihren Reihen. Dementsprechend tauchen sie die Halle nicht nur in beste Stimmung, sondern auch in satten Bigband-Sound mit Bläsern, Keyboard, Gitarren, Bass, Akkordeon, Schlagzeug. Singen können die Pops sowieso alle . . . Die Veranstalter vom Kulturring Schöppingen dürften mit dem Abend zufrieden sein. Das Publikum ist es offensichtlich, als gegen 0.30 Uhr die Popolskis zum letzten Mal von der Bühne gehen und kurz danach die After-Show-Party beginnt - Ende offen.

VON FRANK ZIMMERMANN, GRONAU
Westfälische Nachrichten

Bei der Show der Familie Popolski jagte ein Höhepunkt den nächsten. Hier präsentiert Gitarrist Mirek Popolski (Mirko van Stiphaut) seine dreihalsige Stratocaster-Gitarre. Schlagzeuger Pavel (Achim Hagemann) sagt ihn an.Fotos: (Frank Zimmermann)