Kabarett-Genuss-Abend des Kulturrings mit Benjamin Eisenberg und Christian Hirdes
Schöppingen - Tolle Künstler, tolle Weine und Brände, tolle münsterländische Tapas und ein tolles Ambiente. Der Kabarett-Genuss-Abend am Freitag, den der Kulturring Schöppingen und die Feinbrennerei Sasse servierten, bot alles – und das perfekt aufeinander abgestimmt. Wiederholung dringend erwünscht!
Von Rupert Joemann
Es hat nichts gemein mit der Paprika-Koalition auf politischer Ebene, die Kabarettist Benjamin Eisenberg strikt ablehnt: „Rot, Gelb, Grün wie im Dreierpack bei Aldi. Alles zusammen und ab in den Salat.“ Da kommt nichts bei rum, so sein Credo. Eine solche Koalition kostet genauso viel Nerven, wie das Füllen „der gemischten Tüte für drei Mark“ in der Bäckerei, die Christian Hirdes beschrieb. Die Gäste grölten vor Lachen, kennen sie diese Situation doch genau: Ein Lakritz, zwei Brausetabletten, ein Lutscher, „äh . . . doch nicht“ und „Haben Sie Esspapier auch in DIN A2?“ Da bleibt dem liebevoll lächelnden Erwachsenen à la Hirdes nur ein Gedanken: „Lass mich vor, du Blag!“ Das Kulturring-Team um André Leugermann hatte mit dem Bottroper Eisenberg und dem Bochumer Hirdes eine ideale Mischung für einen fantastischen Abend verpflichtet. Eisenberg übernahm den politischen Part, während Hirdes mit seinem Reim-Wortwitz und seinen „Klangbeispielen“, wie er seine Lieder nannte, für Gelächter sorgte. Wie bei „Lisa und ihren vier chinesischen Freundinnen Li, Si, Tsi und Tsu“. Hirdes kredenzte eine Kombination aus „Fischers Fritz fischt“ und einer raffiniert konstruierten Geschichte über ein „zues“ Geschäft, vor dem Tsu wartet. Das ganze aber zum Mitdenken. In Hirdes’ wahnwitzig schnellem Tempo wahrlich eine anspruchsvolle Aufgabe. Eine Aufgabe, die Angela Merkel sicher überfordert hätte. Genauso wie der Brutto-Netto-Vergleich. „Rechts ist da, wo der Daumen links ist. Links ist da, wo der Daumen rechts ist. Und Netto ist da, wo der Daumen schon ab ist“, fand Eisenberg eine einfache Definition, die selbst die Kanzlerin verstehen dürfte. Aber auch Ex-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers hätte die Chinesen-Geschichte wohl arg strapaziert. „Wie kann er Sprachkurse für Migranten fordern, wenn er selbst Hilfe vom Logopäden braucht?“, fragte sich Benjamin Eisenberg. Um die politischen Realitäten leichter zu ertragen, sollten sich die Bürger an einem von Christian Hirdes umgetexteten Kinderlied orientieren: Die Protagonisten gönnen sich dabei ein Bierchen, ein Fläschchen Aquavit, ein Päckchen Marlboro und einen Joint. So schön einfach kann das Leben sein. Deutschland ist so erfolgreich, meinte Eisenberg, „weil es so viele Dumme gibt, die Tag für Tag arbeiten gehen und ausgebeutet werden.“ Künftig müssten die Menschen aber den Gürtel enger schnallen: „Die Menschen sollen beschissen, äh, bescheiden werden.“