Vom Schlagzeug an den Taktstock
Schöppingen - Als Rüdiger Wolbeck im Frühjahr 2004 zum ersten Mal als Dirigent vor der Schöppinger Feuerwehrkapelle stand, war das für ihn eine ungewohnte Situation. Bis zu diesem Zeitpunkt kannte der damals 27-Jährige den Proberaum des Orchesters nur vom Schlagzeug, also von ganz hinten aus. Und auch die Aufgaben eines musikalischen Leiters waren für ihn als Studenten im Bereich Jazz und Pop eher ungewohnt. „Bei den ersten Proben wurde ich mit fragenden Blicken angeschaut“, erinnert sich Wolbeck. Heute, zehn Jahre nach Beginn seiner Tätigkeit als Dirigent, kann er mit Stolz auf seine Arbeit und die Entwicklung der Feuerwehrkapelle zurückblicken.
Von Yannick Dietrich
„Angefangen hat alles als Experiment“, erklärt Wolbeck. Wilhelm Münch, der die Feuerwehrkapelle fast zwölf Jahre lang dirigierte, war 2004 auf der Suche nach einem Nachfolger. Da Rüdiger Wolbeck bereits die Leitung des Jugendorchesters inne hatte und auch sonst durch sein Studium mit unterschiedlichsten Musikstilen in Berührung kam, schien er als optimaler Nachfolger am Dirigentenpult. Allerdings hatte der gebürtige Schöppinger nie wirklich gelernt, ein Blasorchester zu dirigieren, und so ging er die ersten Proben nach dem „Learning by Doing“-Prinzip an. Heute weiß der Berufsmusiker: „Es braucht etwas Zeit, bis man lernt, das Orchester richtig einzuschätzen.“
Dass er und die Musiker der Feuerwehrkapelle sehr effektiv miteinander proben konnten, zeigte Rüdiger Wolbeck bereits ganz zu Beginn seiner Dirigenten-Karriere. „Der Große Zapfenstreich beim Feuerwehrjubiläum 2004 war schon ein kleiner Höhepunkt für mich“, so Wolbeck. Aber diese Veranstaltung sollte nicht das letzte besondere Ereignis in seinem musikalischen Leben sein. Es folgten zahlreiche Konzerte, Auftritte und Fahrten mit dem Orchester. Aber an eine Sache kann sich der Dirigent besonders gut erinnern: den Auftritt der Schöppinger Feuerwehrkapelle in der WDR-Sendung „Zimmer frei“ mit Götz Alsmann. Von dieser außergewöhnlichen und spontanen Aktion im September 2009 schwärmt er noch heute: „Das war schon echt cool!“
Tatsächlich ist das eigentliche Highlight für Wolbeck aber kein Auftritt, keine Probe und auch kein Konzert mit der Feuerwehrkapelle. Es sind die Musikerinnen und Musiker selbst. „Die Entwicklung der Musiker in den letzten Jahren ist enorm“, erzählt Wolbeck stolz. „Heute haben wir Nachwuchs in sämtlichen Registern und können auf viele, oft sehr junge, Talente zurückgreifen.“ Das mache das Orchester besonders flexibel, so der Dirigent. „Unser Repertoire umfasste zwar schon immer einen guten Mix verschiedener Musikrichtungen“, erinnert er sich. „Aber durch das breite Instrumentarium, das uns heute zur Verfügung steht, können wir ein noch abwechslungsreicheres Programm auf die Beine stellen.“
Und musikalische Abwechslung ist besonders wichtig für die Musiker der Feuerwehrkapelle. Das weiß auch ihr Dirigent: „Unser ältestes aktives Mitglied ist 74 und unser jüngster Musiker grade mal zehn Jahre alt. Da ist die Probenarbeit immer wieder eine Gratwanderung zwischen musikalischen Herausforderungen und Interessen.“ Dass Rüdiger Wolbeck und die Feuerwehrkapelle diese Aufgabe hervorragend in den Griff bekommen haben, zeigt ihre neueste Konzertreihe „Blas meets Blues“. Schon im vergangenen Jahr lockte das Konzert Hunderte Besucher aller Altersstufen auf das Bluesfestival-Gelände. Am 6. Juni geht die Reihe in die zweite Runde. Diesmal mit dem Beinamen „The Best of 10 Years“ und mit vielen musikalischen Höhepunkten aus der aufregenden Dirigenten-Karriere von Rüdiger Wolbeck.
Quelle: Westfälische Nachrichten