10.06.2008 - Erschöpft, aber zufrieden

Schöppingen. Vier Tage lang haben sie sich wieder mächtig ins Zeug gelegt, die Mitglieder des Kulturrings und des Motorradclubs (MC) „Friends of the Road“: Rock-am-Bad- und Bluesfestival – beide längst überregional bekannt – fordern die Macher um die beiden Köpfe Richard Hölscher und André Leugermann mittlerweile bis an die Grenzen. Gestern, an Tag zwei, nachdem die letzten Gitarren-Riffs am Vechtebad verklungen sind, machte sich bei beiden – neben der sicher nicht zu verhehlenden Erschöpfung – ein starkes Gefühl der Zufriedenheit breit. Leugermann sprach vom Festival als ein „tolles Happening“, Hölscher gar von einer „perfekten Veranstaltung“.
„Ob die Stimmung unter den Besuchern, die bestens abgestimmte Sound- und Lichttechnik, die Darbietungen der Musiker oder das reibungslos zusammen arbeitende Helferteam – es hat einfach alles super zusammengepasst“, lautet das überaus positive Resümee von Richard „Richie“ Hölscher.

Schon fast vergessen war gestern der Stress um die kurzfristige Absage des als Headliner angekündigten Popa Chubby, vergessen auch die bangen Minuten, als der für ihn eingesprungene Walter Trout am späten Samstagabend wegen eines Gewitters seinen Auftritt unterbrechen musste und zu befürchten war, dass viele der Blues-Gäste das Gelände am Vechtebad verlassen würden. Nichts dergleichen geschah: Die weitaus meisten Fans harrten aus und erlebten hernach einen Walter Trout, der, wie er es zuvor versprochen hatte, noch mehr Gas gab.

Überhaupt Trout: Hölscher war auch gestern noch voll des Lobes über den Ausnahme-Gitarristen: „Ihn als Musiker live erleben und als Mensch kennenlernen zu dürfen, war für mich ein besonderes Erlebnis.“ In der Tat: Die Sympathien flogen Trout nur so zu – er erwies sich als ebenbürtiger Ersatz für Blues-„Rebell“ Chubby, der die Organisatoren wenige Tage vor Beginn des Festivals mit seiner Absage aus allen Wolken fielen ließ. Egal: „Viele Zuschauer haben uns sogar gesagt, dass mit Trout das Line-up noch interessanter geworden sei“, so André Leugermann.

Überhaupt sei die Resonanz auf die mittlerweile 17. Auflage des Blues-Gigs, der wiederum fast 1 000 Gäste aus Nah und Fern ins Vechtestädtchen lockte, wiederum sehr positiv gewesen, berichtet der Vorsitzende. Auch die vielen Einträge im Gästebuch auf der Homepage zeigten es. „Darüber freuen wir uns natürlich sehr“, so Leugermann.

Kollege Hölscher dankte vor allem auch den vielen ehrenamtlichen Helfern, ohne die eine Veranstaltung dieser Größenordnung längst nicht mehr durchzuführen sei. Neben dem „harten Kern“ von Kulturring und MC sind dies Mitglieder der Pfadfinderschaft St. Georg und die Mitarbeiter des Bauhofes, die jedes Jahr wieder beim Auf- und Abbau mit anfassen.

Und wie geht es jetzt weiter? Dürfen sich die Fans des Blues- und des Rock-am-Bad-Festivals auf eine Fortsetzung im kommenden Jahr freuen? „Wir werden jetzt erst einmal einige Wochen tief durchatmen“, kündigte Richard Hölscher an. Im Herbst will man sich dann zusammensetzen und schauen, wie die Veranstaltungen 2009 angegangen werden sollen. Fest steht schon jetzt: Eine Fortsetzung sowohl des Bluesfestivals als auch des „kleinen Bruders“ Rock-am-Bad wird es auch im kommenden Jahr geben.

Speziell zum Konzept des Freitag-Gigs will man sich im engeren Kulturring-Kreis jedoch grundlegendere Gedanken machen. „Wir haben in den vergangenen Jahren viel experimentiert, was die Ausrichtung des Rock-am-Bad-Konzertes angeht“, betont André Leugermann. Nunmehr gehe es darum, eine Linie für die kommenden Jahre festzulegen. Auch über den Freitagabendtermin werde nachzudenken sein. Leugermann: „Wie viele andere Konzertveranstalter auch haben wir die Erfahrung gemacht, dass dieser Termin zunehmen schlechter angenommen wird.“ Welche Lösung angestrebt werden soll, ließ er allerdings offen.

VON RALPH SCHIPPERS, GRONAU