09.06.2008 - Blues-Gewitter über Schöppingen
Schöppingen. Ihre wahre Liebe zum Blues bewiesen die gut 900 Besucher des 17. Schöppinger Blues-Festivals zu später Stunde. Organisator Richard Hölscher bekam Fracksausen: Überall um das Freigelände am Vechtebad zerrissen helle Blitze das tiefdunkle Blau des Nachthimmels: Gewitterwarnung. Und das genau zu dem Zeitpunkt wo der Headliner Weltklassegitarrist Walter Trout just drei, vier Songs gespielt hatte. Doch der Profi auf der Bühne war mit Hölscher einer Meinung: „Safety first.“
Und so unterbrach ein sichtlich angespannter Hölscher am Höhepunkt des Abends das Festival. Doch das Befürchtete trat nicht ein. Die Bluesfans verließen nicht in Scharen das Gelände, sondern sie harrten aus. Nach etwas Regen und einer guten halben Stunde des Wartens unter Zeltplanen und Bierständen ging es weiter. Eigentlich noch besser als zuvor. Walter Trout und seine Band „The Radicals“ zeigten den von weit her angereisten Bluesenthusiasten die Ursprünge des US-amerikanischen Blues auf. Mit virtuosem Gitarrenspiel, einer harten, rauen Stimme und der Unterstützung seiner eingespielten Combo mit Bass, Schlagzeug, Harmonika und Hammondorgel begeisterte der erst kurzfristig engagierte Trout die Massen.
Für den erst 23-jährigen Musiker Danny Bryant erfüllte sich dann beim Auftritt von Trout ein großer Traum. Der große Gitarrist holte den jungen Künstler zum gemeinsamen Spiel auf die Bühne. Vorher hatte der Bryant mit seiner „Red Eye Band“ bereits das Publikum begeistert. Mit seinem ruhig, sichtlich stolzen Vater am Bass zeigte der massige junge Mann, welche Kraft in der Blues-Musik auch noch heute schlummert. Immer wieder suchte er so den engen Kontakt zum Publikum. Und tatsächlich: Wer genau hinschaute sah, dass da wirklich etwas passierte zwischen Künstler und Publikum – einfach klasse.
Die Überraschung des Abends war sicherlich der niederländische Beitrag von Bradley’s Circus. Die noch junge Combo um die beiden attraktiven Frontfrauen Mattanja Joy Bradley (Gesang und Gitarre) und Lidewij Veenhuis machten ihrem Namen alle Ehre und brachten einen wahren Blues-Zirkus auf die Bühne. Mit ihrer sexy Reibeisenstimme, die immer wieder von ganz tief unten die typischen Blues-Sujets Liebe, Enttäuschung und das nicht übersetzbare „I’m feelin‘ so blue“ bearbeitete, zog sie nicht nur das männliche Publikum in ihren Bann.
Den Auftakt des gänzlich ehrenamtlich vom Kulturring organisierten Festivals hatte der gebürtige Dubliner Matt Walsh mit seinem Acoustic Quartett gemacht. Mit klassischem Blues, unterstützt von spannenden Harmonikaspiel, stimmte er die Bluesfreunde ein. Eine Nummer härter folgte mit Stoney Curtis aus Chicago. Mit sehr rockigen Sequenzen und seiner oft schrill heulenden Gitarre begeisterte der coole Amerikaner die Fans. Den Abschluss des gelungenen Festivals bildete Lance Harrison mit seinem klassischen Southern-Blues. Bis halb zwei Uhr nachts unterhielt das Original aus Nashville, Tennessee das Publikum am Vechtebad.