04.06.2007 - Taylor statt Bonamassa
-rs- Schöppingen. Die Gerüchteküche brodelte schon in der vergangenen Woche, am Wochenende folgte dann die offizielle Absage über den Europa-Agenten: Joe Bonamassa wird beim Bluesfestival in diesem Jahr nicht auftreten und auch alle weiteren Deutschland-Termine absagen. Als Begründung führt das Management-Team Bonamassas „familiäre Gründe“ an. Angeblich soll ihm ein Urlaub mit seiner Freundin wichtiger sein, als die Tour-Auftritte, zu denen er sich verpflichtet hat. Da ist es kein Wunder, dass die ehrenamtlich agierenden Veranstalter vom Kulturring und MC „Friends of the Road“ mit Unverständnis und Empörung reagieren – zumal sie gebrannte Kinder, siehe die Absage Johnny Winters vor drei Jahren, sind: Von „unprofessioneller Vorgehensweise“ einhergehend mit „völliger Gleichgültigkeit gegenüber den Fans“ ist in einer Pressemitteilung die Rede. Und: Man behalte sich rechtliche Schritte gegen Bonamassa vor.
Hochkarätiger Ersatz soll nunmehr dafür sorgen, dass die Fans des weit über die Grenzen des Münsterlandes hinaus bekannten Bluesfestivals trotz der Absage des Shooting-Stars aus den USA ein Event der Spitzenklasse erleben. Das haben sich die Kulturring-Organisatoren auf die Fahnen geschrieben, und das scheint ihnen auch zu gelingen. Über den ebenfalls beim Konzert auftretenden Eric Sardinas haben Richard Hölscher & Co. bereits Kontakt zum Ex-Rolling-Stones-Gitarristen Mick Taylor sowie Marc Ford, Anfang der 90er Jahre bei den „Black Crows“ äußerst erfolgreicher Saiten-Künstler, aufgenommen. Beide sollen als „Special Guests“ die Absage Bonamassas vergessen machen. „Wir rechnen spätestens morgen damit, dass die beiden ihre Zusage geben“, sagte Sprecher Hölscher gestern im WN-Gespräch.
Das neue Line-Up wird dafür sorgen, dass den Festivalbesuchern am 23. Juni (Samstag) über rund neun Stunden ein erstklassiges Programm geboten wird. Für die Veranstalter stellt das Gastspiel von sechs Bands hingegen eine besondere logistische Herausforderung dar.
Den Anfang macht bereits gegen 16 Uhr die Twelve Bar Blues Band aus Holland, die im vergangenen Jahr die Überraschung der Musikszene im Nachbarland war. Ihr Album „The Blues has got me“ ist von Kritikern als eines der besten niederländischen Blues-Alben gelobt worden.
Mit dem Australier Gwyn Ashton kommt ein alter Bekannter nach Schöppingen. Vielen dürfte der Soloauftritt 2003, als er das Publikum mit seinem stampfenden Blues begeisterte, noch in bester Erinnerung sein.
Erja Lyytinnen aus Finnland wird schon jetzt als Geheimtipp des Festivals gehandelt. Die Slide-Gitarristin beherrscht ihre Gitarre wie keine andere. Vergleiche mit Bonny Raitt, mit der sie schon auf mehreren amerikanischen Festivals spielte, sind durchaus angebracht.
Dass Eric Sardinas auf dem Schöppinger Konzert spielt, grenzt schon an ein kleines Wunder. Ganze drei Jahre hat es gedauert, den Ausnahme-Gitarristen in die Vechtegemeinde zu locken. Sardinas einzigartiger Stil wird bestimmt durch den klassischen Delta- und Country-Blues gepaart mit dem Electric-Blues von Größen wie Muddy Waters oder Albert King.
Das 16. Schöppinger Bluesfestival beginnt am 23. Juni um 16 Uhr auf der Bühne am Vechtebad. Karten gibt es im Vorverkauf für 25 Euro unter anderem beim Touristik-Service in Gronau ( 0 25 62/990 06) oder an der Tageskasse für 30 Euro.